Ohne Geld singt der Blinde nicht by Hey Richard

Ohne Geld singt der Blinde nicht by Hey Richard

Autor:Hey, Richard [Hey, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 349215560X
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


13

Nach einer Stunde hatte sie endlich Verbindung mit Gerfried. Sie stand in der engen Kabine im Hotelflur, satt, im frischen Hemd, schwitzte schon wieder, versuchte, mit der Zunge Fleischfasern vom Mittagessen zwischen zwei Zähnen zu entfernen. Und brüllte, überflüssigerweise.

„Ich verstehe Sie aber gut, Ledermacherin“, wehrte Gerfried erschrocken ab, mit rednerschulgeölter Weichstimme. „Es gibt Neuigkeiten“, setzte er hinzu. Die Stimme klang so nah, als spräche er von Zimmer zu Zimmer durch die geöffnete Tür.

„Bei mir auch“, sagte sie. „Das wichtigste zuerst. Mollton.“

„Mollton?“

„Ja doch. Die Untersuchung der gesamten Blütenreste und so weiter.“

„Wir haben noch nichts.“

Sie bezwang Ungeduld und Gereiztheit, löste endlich den Fleischfetzen aus den Zähnen. „Ist Breuer da?“

„Moment, Breuer sitzt neben mir, hat zugehört. Er geht jetzt rüber zu PTU.“

„Gut. Und inzwischen... Gerfried, was Frowein betrifft, es war ein Unfall, keine Frage. Er wollte hinunterklettern ans Meer und ist ausgerutscht. Vermutlich, weil er ein Bild sah.“

„Ein Bild?“

„Jemand hat unten am Meer auf einen Felsen ein großes Bild gemalt. Man kann es erst sehen, wenn man ziemlich weit runter geklettert ist.“

„Wollte er runter, um das Bild zu sehn?“

„Glaube ich nicht. Wenn er das gewollt hätte, von einem Boot aus sieht mans bequemer. Nein, er konnte kaum ahnen, daß unten ein Bild war.“

„Unsere italienischen Kollegen haben es wohl auch nicht geahnt. Oder? Sonst hätten wir doch über das Bild was in den Unterlagen gehabt.“

„Wer hier wohnt, weiß natürlich, daß an der Küste an einer bestimmten Stelle das Bild ist. Wahrscheinlich kam bloß keiner auf die Idee, daß Frowein ausgerechnet an dieser Stelle ins Meer gestürzt sein könnte.“

„Unsere italienischen Kollegen, wenn die runtergeklettert wären wie Sie „Sind sie aber nicht.“

Vorwurfsvolle Pause Gerfrieds. Dann: „Außerdem, man kann das doch ausrechnen, nicht? Man findet oben die Sachen. Da fragt man sich doch: wie siehts denn unten am Meer aus.“

„Ja ja, Gerfried.“ Sie fand es überflüssig, sich über Nachlässigkeiten und Versäumnisse von Kollegen zu entrüsten. Ihr langten die Aufregungen, die sie von den eigenen Fehlern hatte. Fremde Fehler behandelte sie, wenn sie irgend konnte, sachlich, wie unvorhersehbare Probleme, die zusätzlich zu lösen waren. „Jedenfalls“, sagte sie, „ich habe seine Brille gefunden.“

„Seine Brille?“

„Da wo er mit dem Kopf aufgeschlagen ist, nach einem Fall von vielleicht fünf Metern. Wo er innerhalb von Sekunden gestorben ist. So daß er nicht mehr geatmet hat, als er anschließend ins Meer stürzte.“

„Hm“, machte Gerfried. „Und diese Brille —?“

„Ist unterwegs. Einschreiben-Eilbrief. Mit Fingerabdrücken von mir. Ging nicht anders. Und mit ein paar Blumen.“

„Blumen?“

„Ist Breuer noch nicht zurück?“

„Nein.“ Zögern. Dann: „Ledermacherin, nur mal angenommen, könnte er nicht beim Hinunterklettern seine Brille verloren haben, nur mal angenommen! sagte er schnell, weil er ihrem Einatmen anhörte, daß sie ihn unterbrechen wollte. „Und könnte er nicht glatt runtergekommen sein, bis zu diesem Bild? Und könnte ihn da nicht jemand erschlagen haben, jemand, der mit einem Boot gekommen ist? Erschlagen und ins Meer geworfen? Jemand“, er hob ein wenig seine Stimme, die auch gleich wieder anfing zu knarren, „jemand, der verhindern wollte, daß Frowein irgendwelche Geheiminformationen weitergab?“

Wie es schien, hatte Zobel für Verbreitung seiner Theorie gesorgt.

„Hören Sie, Gerfried. Sagen



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